Der demografische Wandel ist eine der spannendsten und herausforderndsten Entwicklungen unserer Zeit. Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter – und bringen dabei Erfahrung, Wissen und Lebensfreude in unsere Gesellschaft ein. Die ältere Generation ist heute so vielfältig wie nie zuvor. Diese Vielfalt verlangt flexible, kreative Lösungen, die allen gerecht werden und niemanden zurücklassen. Kommunen spielen beim Umgang mit den Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandel dabei eine Schlüsselrolle. Dort müssen politische Antworten entwickelt und umgesetzt werden.

Antrag A6 der Grauen Grünen Saar zum Landesparteitag der saarländischen Grünen im Mai 2025 in Illingen; dort beschlossen am 18.05.2025:
Die Rolle der Kommunen im demografischen Wandel stärken – nachhaltig, gerecht und zukunftsorientiert handeln
Beschluss:
Der Landesparteitag der saarländischen Grünen schließt sich den Forderungen der Grauen Grünen Saar an und leitet den Beschluss an Verantwortliche in Bund und Land weiter:
Kommunen spielen eine Schlüsselrolle beim Umgang mit den Herausforderungen und Chancen des demografischen Wandels. Dort sind die Auswirkungen besonders deutlich spürbar – dort müssen politische Antworten entwickelt und umgesetzt werden.
Deshalb fordern wir:
1. Kommunale Selbstverwaltung und kommunale Ressourcen zu stärken
Kommunen müssen finanziell und strukturell in die Lage versetzt werden, demografische Entwicklungen aktiv zu gestalten. Bund und Länder sind aufgefordert, kommunale Handlungsspielräume zu erweitern – durch gezielte Förderungen und vor allem durch einen Abbau von Bürokratie. Vertrauen in die kommunale Handlungskompetenz statt Misstrauen und Kontrolle muss zur Devise werden.
2. Eine altersgerechte Infrastruktur zu entwickeln:
Kommunen sollen barrierefreie öffentliche Räume, Verkehrswege und Gebäude schaffen. Wichtige Einrichtungen wie Arztpraxen, Apotheken, Einkaufsmöglichkeiten und Treffpunkte müssen fußläufig erreichbar sein.
3. Vielfältige und bezahlbare Wohnformen zu fördern
Gemeinschaftliche und generationsübergreifender Wohnprojekte und eine altersgerechte Quartiersentwicklung sollen vorangebracht werden. Auf kommunaler Ebene angesiedelte Beratungsangebote für das Umbauen von zu groß gewordenen Eigenheimen können wertvolle Hilfe sein. Altersdiskriminierung bei Kreditvergaben von Banken und Sparkassen an Senioren muss gestoppt werden.
4. Lokale Gesundheits- und Pflegeangebote zu sichern:
Wohnortnahe medizinische Einrichtungen, sowie Pflegeangebote müssen bedarfsgerecht auf kommunaler Ebene vorgehalten werden, um ein möglichst langes Leben im eigenen Zuhause zu ermöglichen. Präventive Gesundheitsangebote und vernetzte Versorgungsstrukturen verzögern den Prozess der Pflegebedürftigkeit.
5. Soziale Teilhabe zu ermöglichen
Kommunen sollen Treffpunkte für ältere Menschen fördern (z. B. Seniorenzentren, Mehrgenerationenhäuser) und Beteiligungsformate entwickeln, in denen ältere Bürger*innen ihre Erfahrungen und Perspektiven einbringen können.
6. Einsamkeit aktiv zu begegnen
Der Aufbau und Förderung von Besuchs- und Begleitdiensten, Nachbarschaftshilfen und Mobilitätsdiensten und die Stärkung des freiwilligen Engagements durch Ehrenamtsbörsen, Schulungsangebote und einer entsprechenden Wertschätzung tragen zum kommunalen Zusammenhalt bei und verhindern Einsamkeit und Rückzug älterer Menschen.
7. Kommunale Altersstrategien zu entwickeln
Kommunen als kleinste politische Einheit müssen den demografischen Wandel durch die Entwicklung von Strategien für ein gutes Altern vor Ort erarbeiten – unter aktiver Beteiligung älterer Menschen. Altersfreundlichkeit muss als kommunale Querschnittsaufgabe verstanden und strategisch verankert werden.
Begründung
Der demografische Wandel ist eine der spannendsten und herausforderndsten Entwicklungen unserer Zeit. Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter – und bringen dabei Erfahrung, Wissen und Lebensfreude in unsere Gesellschaft ein. Die ältere Generation ist heute so vielfältig wie nie zuvor. Viele Menschen über 65 sind fit, neugierig und engagiert – sie reisen, lernen Neues, nutzen digitale Medien und gestalten ihre Umgebung mit. Andere benötigen Unterstützung oder Pflege. Diese Vielfalt verlangt flexible, kreative Lösungen, die allen gerecht werden und niemanden zurücklassen.
Gleichzeitig stellt uns diese Veränderung vor neue Aufgaben:
Ein Beispiel: Viele Seniorinnen und Senioren wohnen noch in großen, oft nicht barrierefreien Häusern, während altersgerechter Wohnraum dringend gebraucht wird. Innovative Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser oder Senioren-WGs bieten hier neue Möglichkeiten, das Leben im Alter aktiv und gemeinschaftlich zu gestalten.
Eine zentrale Rolle übernehmen dabei die Kommunen. Vor Ort entstehen die Ideen und Projekte, die das Leben im Alter lebenswerter machen: Barrierefreie Wohnungen, Bürgerbusse, Seniorenbüros, Stadtteiltreffs und Bewegungsparks fördern Mobilität, Begegnung und Teilhabe. Mit Nachbarschaftsinitiativen, digitalen Kursangeboten und generationenübergreifenden Projekten gestalten Städte und Gemeinden eine Zukunft, in der Älterwerden nicht als Last, sondern als Chance gesehen wird.
Die kommenden Jahre bieten die große Möglichkeit, das Alter neu zu denken – als eine Zeit der Aktivität, des Engagements und des Zusammenhalts. Wenn wir gemeinsam die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, können wir eine Gesellschaft gestalten, in der alle Generationen voneinander profitieren.
Altersfreundlichkeit ist eine Querschnittsaufgabe, von der alle Generationen profitieren. Eine barrierefreie und wohnortnahe Kommune, geprägt von Rücksichtnahme, Solidarität, Mitgestaltung und Vernetzung, stärkt nicht nur das Wohlbefinden älterer Menschen – sie bildet auch die Grundlage für eine zukunftsfähige, demokratische und vielfältige Gesellschaft.
