Statement der Grauen Grünen zu Hendriks Streecks Gastbeitrag über Grenzen der Medizin bei Älteren in der Saarbrücker Zeitung vom 15./16. 11.25

Die jüngsten Aussagen von Hendrik Streeck sind nicht nur unbedacht, sie sind gefährlich. Wer öffentlich infrage stellt, ob sehr alte Menschen noch Zugang zu modernen und teuren Therapien erhalten sollen, verschiebt die Grenzen des ethisch Vertretbaren.

Die Grauen Grünen verweigern sich keineswegs einer ernsthaften Diskussion darüber, ob Lebensverlängerung um jeden Preis sinnvoll ist. Medizinische Eingriffe müssen immer sorgfältig nach Nutzen, Belastung und individuellem Willen abgewogen werden.

Aber eines ist völlig klar:

Eine Entscheidung auf Basis einer Altersvorgabe ist Altersdiskriminierung in Reinform. Alter darf niemals ein Selektionskriterium sein. Kosten dürfen niemals darüber entscheiden, ob ein Mensch noch als „behandlungswürdig“ gilt. Eine Gesellschaft, die älteren Menschen signalisiert „du bist zu alt, es lohnt sich nicht mehr“, verliert ihren moralischen Kompass.

Medizinische Versorgung muss sich immer und für alle am individuellen Gesundheitszustand, am Patient:innenwillen und an der Lebensqualität orientieren, nicht an pauschalen Altersgrenzen oder finanziellen Erwägungen. Das Alter eines Menschen sagt nichts darüber aus, welchen Nutzen eine Therapie haben kann oder welchen Wert ein Lebensjahr besitzt. Wer stattdessen Alter und Kosten in den Vordergrund rückt, lenkt von den wirklichen Problemen des Gesundheitssystems ab: unzureichende geriatrische Versorgung, mangelnde Palliativstrukturen, fehlende Zeit für gute Beratung und ein politisches Versagen bei der solidarischen Finanzierung unseres Gesundheitssystems.

Statt über Einschränkungen zu sprechen, brauchen wir eine Debatte über:

  • Eine gesicherte geriatrische Versorgung,
  • individuelle Therapieentscheidungen,
  • Palliativmedizin, die Lebensqualität stärkt,
  • ein solidarisch finanziertes Gesundheitssystem, das alle Menschen, auch die ältesten, einbezieht.

Wir Graue Grüne Saar sagen klar: Die Rechte älterer Menschen sind unverhandelbar. Alter ist kein Ausschlusskriterium und darf niemals zu einem werden.